In den Boom-Zeiten der New Economy waren Unternehmensberatungen gerade aus dem IT-Bereich sehr gefragt. Dies führte zu einer hohen Einstellungsrate, die allerdings häufig nur den Kunden zu Gute kam. Das eigene Unternehmen konnte dem Wachstum oft nicht folgen, weder im Bereich der Organisation, noch in dem der technischen Infrastruktur. Nachdem sich die wirtschaftliche Lage mittlerweile verschlechtert hat, haben viele Beratungen einen Personalüberschuss, der unausgelastet in den eigenen Niederlassungen sitzt. Verfügbare Kapazitäten können nun genutzt werden, um das eigene Unternehmen zu optimieren.
Im Rahmen des Seminars Beratungsbetriebslehre werden Fragestellungen behandelt, die in Unternehmensberatungen oder bei ihren Kunden auftreten können. Als Grundlage der Fallstudie wird ein real existierendes Beratungsunternehmen angenommen – in diesem Fall die sd&m AG aus München. In dieser Arbeit wird die Frage beantwortet werden, wie man die mobilen Arbeitsabläufe in einer Unternehmensberatung technisch umsetzen kann.
sd&m steht für ‚software design & management’. Das Kerngeschäft der Tochtergesellschaft von Cap Gemini Ernst & Young ist die Entwicklung von Anwendungssoftware. Darüber hinaus ist sie in allen Bereichen der Informationstechnik beratend tätig, wie z.B. IT-Strategie, Geschäftsprozesse, IT-Architektur oder IT-Organisation. Im Jahr 2002 erzeugten 897 Mitarbeiter 129 Mio. EUR Umsatz sowohl durch kleinere Projekte, als auch durch Großprojekte, die über 200 Beraterjahre Arbeitszeit umfassen.
Warum mobiles Arbeiten?
Die Anforderungen der technischen Infrastruktur einer Unternehmensberatung unterscheiden sich von denen eines fest ansässigen Unternehmens. Entscheidend ist dabei die Mobilität der Mitarbeiter. Diese sind idealerweise ständig bei einem Kunden vor Ort und arbeiten mit Notebook und Handy. Normalerweise triviale Aufgaben erfordern daher einigen Aufwand.
Zunächst muss einmal die Frage beantwortet werden, wie der typische Arbeitsablauf einer Beratung aussieht. Ein Kunde wendet sich mit einem Problem an die sd&m AG. Die Mitarbeiter entwerfen einen ersten Lösungsansatz, der dem Kunden präsentiert wird. Dazu fahren Manager und Berater zum Kunden. Dieser wird weitere Fragen haben, die eventuell kurzfristig beantwortet werden müssen. Bei Erfolg kommt es zu einem Projektauftrag und aus Entwicklern und Beratern wird ein Projektteam gebildet.
Ursprünglich war die Personaldisposition der sd&m AG so ausgelegt, dass die Entwickler mit dem Kunden die Ziele festlegen und anschließend in den eigenen Büros die Software programmieren. Doch mit der Zeit ist ein deutlicher Trend dahin entstanden, dass 50-60% der Entwickler vor Ort beim Kunden tätig sind. Da die Entwicklung von Software ein sehr aufwendiger Prozess ist, dauert ein Projekt typischerweise 3-9 Monate. Dies bedeutet, dass ständig ca. 600 Mitarbeiter unterwegs sind. Welche Konsequenzen hat dies nun für die Informations- und Kommunikations-Infrastruktur?
Da die Rechner nicht ständig mit dem Firmennetzwerk verbunden sind, werden die Daten auch nicht auf Servern sondern lokal gespeichert. Das automatisierte Erstellen einer Sicherungskopie in der Nacht kann also nicht durchgeführt werden. Die auf dem Notebook gespeicherten Informationen können durch einen einfachen Defekt oder Unfall zerstört werden. Da Wissen das eigentliche Kapital einer Beratung ist, ist das ein nicht hinzunehmendes Risiko.
Diese Einsicht haben mittlerweile auch viele Unternehmen und schaffen Systeme, zur Dokumentierung ihres Wissens. Gerade in der letzten Boom-Phase mussten viele Beratungen feststellen, dass die Erfahrung ihrer Berater auch bei der Konkurrenz gerne gesehen ist. Aus diesem Grund wird die Erfahrung in Wissensdatenbanken gespeichert. Doch was nutzen diese, wenn die Berater in einer ex-ante-Betrachtung entscheiden müssen, welche Daten sie beim Kunden benötigen werden und sich auf das Notebook kopieren müssen? Das Ziel muss sein, dass bei einem auftretenden Problem vor Ort kurzfristig nach Lösungen gesucht werden kann.
Der Einsatz von Groupware in Unternehmen ist mittlerweile Standard. Dies erleichtert nicht nur die Kommunikation, sonder auch die Abstimmung, z.B. mit einfachem Planen von Meetings durch Kalenderzugriff. Diese Software geht aber davon aus, dass ihre Nutzer ständig mit dem Netzwerk verbunden sind. Wie kann man also mit den heutigen technologischen Möglichkeiten die mobilen Mitarbeiter wieder einbinden?
Die Liste der Probleme wird im Laufe der Arbeit noch erweitert. Doch es wird schon jetzt klar, dass sich Beratungen mit neuen Technologien beschäftigen müssen, um die Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter optimal nutzen zu können. Das Ziel muss offensichtlich sein, allen Mitarbeitern – ob extern arbeitend oder intern – einen vollwertigen Zugriff auf die bestehende IuK-Infrastruktur zu ermöglichen.
Ausblick
Zu Beginn dieser Arbeit werden die Anforderungen definiert, die die Arbeit in einem Beratungsbetrieb erforderlich macht. Im Anschluss daran werden die Technologien vorgestellt, die es ermöglichen, diese Anforderungen umzusetzen. Im vierten Kapitel wird der Einsatz dieser Technologien in der sd&m erläutert, sowie einige weitere denkbare Lösungsmodelle erstellt. Diese werden im nächsten Kapitel verglichen und eine Empfehlung ausgesprochen. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einem Ausblick, in welchen Bereichen eine vertiefte Untersuchung schon heute oder in naher Zukunft sinnvoll sein könnte.
Die komplette Ausarbeitung sowie die Präsentation stehen als Adobe Acrobat Dateien zum Download zur Verfügung.